Jim
Jim Beam
(16. Juni 2004 – 4. August 2006)
CH-Teddy, Agouti (Wildfarben), D.E.
Jim war ein ganz besonders hübsches Schweinchen mit wildfarbenem Fellchen und rebellischen Kringels am Pöppes, die denen seines Wurfbruders Jack in nichts nachstanden. Sein Name war vor der Umtaufe durch Steffi Ert. So hieß er nun also wie der zweite Saufbruder, und oft fragte ich mich insgeheim, wann denn Johnny Walker einziehen wird. ;) Jims Papa hieß Bärchen. Er soll genauso ausgehen haben wie sein Sohn und ihm auch charakterlich sehr ähnlich gewesen sein.
Jim war ein liebes Böckchen. Er ließ sich problemlos aus dem Gehege nehmen und mochte es sehr, unterm Kinn gekrault zu werden. Seine erste Zeit in der Böckchen-WG war schwierig, da ich vermuten musste, dass er wegen seiner Sensibilität gemobbt wird. Aber Pustekuchen! Er hat sich in der Gruppe als ein kleiner Rabauke mit Herrschaftsansprüchen gezeigt, der sich zwar relativ sanft, dafür aber umso bestimmter durchsetzen wollte. Wer damit nicht einverstanden war, musste sich unwillig anbrommseln lassen. Jim tuckerte mit Vorliebe im Wiegeschritt durch das ganze Gehege. Jim musste sogar als Bravschwein vom Dienst einmal für Fotos zur Geschlechterbestimmung herhalten. Man sieht deutlich: ein echter Bock!
Ende 2005 wurde Jim zunächst undefinierbar krank und hat dann innerhalb eines Tages einen golfballgroßen Abszess an der linken Wange ausgebrütet. Er wurde zweimal operiert, mit einer Drainage in der Wunde versehen und dann eine ganze Weile gespült. Wäre der Kieferknochen am Abszess beteiligt gewesen, hätten wir ihn sofort einschläfern lassen – aber unsere TÄ gab ihm eine gute Überlebenschance.
Jim kam langsam auf die Beine, brachte es aber nie wieder auf seine ursprünglichen 1.300 g. Er fraß seinen Brei selbstständig aus der Schüssel und hielt über ein halbes Jahr lang tapfer die 800 g. Zwei Wochen vor dem endgültigen Aus fing er plötzlich an zu sabbern und wollte nicht mehr so recht essen. Die TÄ hat ihm die Backenzähne gekürzt, weil sich eine Brücke bilden wollte. Danach hörte zwar die Sabberei auf, aber er fing auch nicht wieder richtig an zu fressen. Ich habe ihn mit der Spritze gepäppelt. Es ging immer weiter bergab, aber er war viel zu zäh um selbst zu gehen.
Als er dann Freitag Abend den Brei und sogar das Wasser nur noch aus dem Mäulchen laufen ließ, habe ich in meiner Not die TÄ hier um die Ecke angerufen, bei der wir nur sehr selten waren. Sie kam auch innerhalb von 20 min in die Praxis, wir sind mangels Auto im Laufschritt mit dem Caddy hingehetzt. Sie hat sich Jim vorsichtig und sehr gründlich untersucht, den Kopf geschüttelt und gemeint „Das wird nichts mehr.“ Dann hat sie ihm die Narkosespritze gesetzt und er schlief in meinem Arm ein. Der Versuch, ihn die letzten Minuten zu seinem Bruder Jack zu setzen scheiterte. Er hat Jim schon nicht mehr als Seinesgleichen wahrgenommen.
Als ich das Gefühl hatte er schläft tief und fest wollte ihm die TÄ die zweite Spritze geben, aber da hat er tatsächlich noch gemuigt. Also weitere fünf Minuten. Dann war es zum Glück schnell vorbei. Die Narkose allein hat nicht gereicht – Jim war so ein zähes Kerlchen.
Als Jim sich nicht mehr regte, hat sie noch lange in ihn hineingehorcht und in sich nochmal ganz genau angeschaut. Laut ihrer Aussage war der Kiefer deformiert und eventuell tumorös verändert. Sie meinte auch, durch die ungleichmäßige Belastung wegen der nur drei Zähne hätte sich der Kiefer verschoben und die Muskeln wären total ungleichmäßig ausgebildet.
Mir war wichtig, dass Jim gehen darf, wenn es soweit ist. Und Jim wollte, aber konnte nicht mehr. Ein schwerer Gang also, aber letztendlich das größte Geschenk, was man seinem todkranken Tier in dieser Situation noch machen kann.
Jim hinterließ hier eine große Lücke. Es war richtig ungewohnt, nicht mehr täglich seinen Brei anzurühren. Die Küche war ohne Pellets, Honigglas, Schmelzflocken, Vitamintropfen und diverse Babybreis auf einmal so aufgeräumt. Ich vermisse ihn immer noch sehr und werde nie vergessen, wie Steffi ihn zusammen mit Jack zu uns brachte: so winzig war er damals...