Jonah
Jonah Schlauschwein
(11. Juli 2006 – 27. November 2010)
Glatthaar, Solid Silberagouti, D.E.
Jonah zog zusammen mit Van Bommel zu Pfingsten 2008 anlässlich unseres Listentreffens am Böllerweg ein. Bekommen habe ich ihn ebenfalls von Carmen. Seine Vergesellschaftung war unspektakulär, allerdings hatte er wohl Probleme sich wirklich unterzuordnen. Die Folgen fielen mir erst etwas später auf: Jonah war anscheinend nicht wirklich glücklich und hatte ein klein wenig abgenommen. Ich nahm mir erst einmal vor, das weiter zu beobachten, weil am Schwein selbst nichts Auffälliges festzustellen war.
Am 5. März 2009 bemerkte ich, dass etwas nicht mit dem Süßen stimmte und traute meinen Augen kaum: Jonah hatte über Nacht einen taubeneigroßen (!!!) Abszess an der linken Flanke ausgebrütet. Es waren keine Öffnungen oder ähnliches zu erkennen, nur diese riesengroße Beule im Fell - abgenommen hatte er auch nicht, sondern futterte und köttelte.
Wir waren sofort bei der TÄ. Sie meint, eine OP käme erstmal nicht in Frage weil der Abszess zu groß und nicht genug Haut da wäre, um die Wunde ordentlich zu vernähen. Sie meinte es bestünde bei einer OP für Jonah Lebensgefahr. Die Therapie war dann zunächst ein schweinchengerechtes Antibiotikum und natürlich das passende Schmerzmittel - wir beobachteten. Die TÄ fügte gleich noch hinzu, es wäre kriminell wenn das Ding aufginge und wir sollen auf die weitere Verkapselung und Reduktion hoffen. Jonah dann erst einmal ein Einzel- Wellnesstreatment, weil die anderen natürlich gemerkt hatten, dass er krank ist und er sich deshalb offensichtlich in der Gruppe nicht mehr durchsetzen konnte.
Am 11. März 2009 wurde Jonah in Rücksprache mit der TÄ operiert. Nach einer Zitterpartie meinerseits konnten wir den Süßen am Nachmittag wieder abholen. Da war er schonwieder munter und sah aus wie ein schlecht verschnürtes Geschenk: an seiner Flanke klaffte eine getackerte Längsnaht von etwa 7 cm, durch die eine vorn verknotete Drainage lief. Außerdem war er mit Silberspray „verziert“. Dann hieß es spülen, spülen, spülen. Das ging mit der noch von Jims Abszess vorhandenen gebogenen Knopfkanüle und NaCl-Lösung richtig gut, außerdem hatten wir ja schon Übung. Normalerweise hielt Christian Jonah auf dem Wohnzimmertisch fest und dann ging es ans Aufweichen des Schorfes. Das funktioniert am besten mit einem sauberen, fusselfreien Tuch, was man mit der Spüllösung befeuchtet und etwa fünf Minuten auf die Wunde legt. Anschließend mit wohldosiertem Druck die angelöste Matschepampe einfach nach außen von der Wunde wegstreichen. Dabei nie den Dreck in die Wunde reiben, also Vorsicht! Anschließend kann man dann mit der Kanüle in die Wunde und von oben und unten mit reichlich Lösung spülen. Eine Einweg-Wickelunterlage für Babys fängt bei solchen Aktionen alles zuverlässig auf, was man definitiv nicht irgendwo kleben haben möchte, sei es nun blutige Spüllösung oder Eiterbröckchen.
Bei Jonah haben wir ca. vier Wochen lang dreimal am Tag gespült, anfangs zu zweit, dann ging es auch alleine weil Jonah ein toller und sehr geduldiger Patient war. Nach und nach wurden bei den regelmäßigen Kontrollen erst die Drainage entfernt (Jonah verhakte sich irgendwann dauernd mit dem Hinterfüßchen darin, als sie etwas nachgab) und anschließend die Tackerklemmen. Wahrend der ganze zeit bekam Jonah weiterhin von uns täglich sein AB gespritzt und sein Schmerzmittel oral. Das Homöopathikum Silicea D12 haben wir auf Bines Rat hin begleitend zur Unterstützung der Heilung gegeben und wie es aussieht hat es gut angeschlagen. Jonah nahm die fünf süßen Kügelchen aus der Hand. Alternativ kann man sie dem Tier auch einfach hinter die Schneidezähne stecken, normalerweise fangen sie dann an zu kauen. Wenn das nicht funktioniert, kann man die Globuli auch in ein wenig lauwarmem Wasser auflösen und mit der Spritze geben, so habe ich das noch bei jedem kranken Tier hinbekommen.
Überhaupt hatte ich Jonah zunächst ziemlich unterschätzt: ich hatte den Einruck, er wäre etwas dümmlich. Deshalb bekam er ursprünglich den unrühmlichen Beinamen „Strunz“ von mir verpasst. Und ich habe mich sowas von gründlich geirrt! Jonah ist so schlau, dass er nicht nur die gesamte Behandlung mit einer bewundernswerten Gelassenheit über sich ergehen ließ, sondern zu keiner Zeit das Fressen einstellte. Das hat ihm bei diesem langwierigen Heilungsprozess das Leben gerettet. Mittlerweile sieht man von der OP gar nichts mehr. Und noch etwas hat er mit Bravour gemeistert: um das langwierige Einfangen aus dem Gehege für jedem Spülgang zu erleichtern, habe ich versucht, ihn in eine Kuschelrolle zu manövrieren und damit herauszuheben. Und wie schnell er das kapiert hatte! Ein Video davon könnt ihr euch hier anschauen: http://www.youtube.com/watch?v=jCe2N8H-OYo.
Weil Jonah in der großen Gruppe nicht wirklich glücklich war, bewohnte er seit seiner Genesung das Séparée in der obersten Etage zusammen mit der freundlichen Knutschkugel Ötti. Die beiden waren ein gutes Team und sollten eigentlich noch einen Kumpel bekommen. Leider war Ötti zwischenzeitlich verstorben, so dass wir Jonah wieder in die große Gruppe integriert hatten. Dort ist er am 27. November 2010 unter der Treppe im Heubettchen friedlich eingeschlafen.
Es tut mir so leid um ihn, weil er ein echter Kämpfer und toller Patient war, immer gefressen hat und sich so super wieder berappelt hatte. Nach seiner schweren Krankheit waren ihm leider nur noch zwei gesunde und fröhliche Jahre vergönnt. Ich habe ihn wegen der intensiven Versorgung damals sehr ins Herz geschlossen, außerdem er war ein charismatisches und noch dazu wunderschönes Kerlchen mit seinem solid-silberagoutifarbenen Mäntelchen. 4 1/2 Jahre sind einfach kein Alter für so ein Böckchen. Wir vermissen Dich und Dein süßes Mäulchen sehr!